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Das Herz schlägt für Spanien

Beitrag der Offenbach Post (hier). Geschrieben von Holger Appel.


Fußball-Schiedsrichter Alejandro Soldevilla aus Mühlheim hat das Autoren-Länderspiel in Frankfurt geleitet. Beim WM-Duell zwischen Deutschland und Spanien in Katar wird er nun aber nicht unparteiisch sein.


Autoren-Länderspiel in Bornheim. Schiedsrichter Alejandro Soldevilla (KV Mühlheim) hinter Spaniens Nummer elf. Soldevillas Assistenten Michael Grieben (SKG Rumpenheim; stehend, Vierter von links) und Tom Denninger (Susgo Offenthal). © vum

Offenbach – Deutschland gegen Spanien – die Vorrundenpartie am Sonntag bei der Weltmeisterschaft in Katar zählt zu den Klassikern des internationalen Fußballs. Alejandro Soldevilla kann zurecht behaupten, dass er in diesem Jahr schon bei einem Länderspiel zwischen den Auswahlteams in den Farben Schwarz und Weiß sowie Rot und Blau als Schiedsrichter mittendrin war – in einer weitaus angenehmeren Atmosphäre als dieser, die Fußball-Weltverband FIFA und Gastgeber Katar gerade kreieren. „In Katar“, sagt Soldevilla, „ist viel zu viel Politik im Spiel. Das ist der größte Blödsinn, der da läuft.“


Der aus dem andalusischen Malaga stammende Mühlheimer in Diensten des TV Rembrücken hatte das Autoren-Länderspiel am Rande der Buchmesse im Oktober zwischen Deutschland und Spanien auf dem Gelände des Verbandsligisten SG Bornheim/Grün-Weiß geleitet. Seine Assistenten waren der aufstrebende Tom Denninger (Susgo Offenthal) und Michael Grieben (SKG Rumpenheim), Referent Schiedsrichter des Hessischen Fußball-Verbandes. „Eigentlich“, berichtet Soldevilla lachend, „hätte Michael diese Partie leiten sollen, aber er meinte, ich könne dank meiner sprachlichen Vorteile mit beiden Mannschaften sicher noch besser umgehen als er. Aber die Partie war wirklich sehr freundschaftlich geprägt, da waren meine Sprachkenntnisse überhaupt nicht nötig.“ In beiden Mannschaften waren feine Fußballer im Einsatz, in Carmen Berasategui, Irene Lozano und Marta San Miguel zählten drei Frauen zum spanischen Kader.


Aber klar, für Soldevilla als in Deutschland lebender Spanier war das schon eine Ehre, eine besondere Aufgabe, diese Partie zu übernehmen. Normalerweise leitet Alejandro Soldevilla, mittlerweile bereits 60 Jahre alt, nur noch Spiele in den Kreisligen A. Er ist seit 38 Jahren Schiedsrichter, hat gemeinsam mit seinem Bruder Luis angefangen. Rafael Soldevilla, der ältere Bruder, ist schon seit 40 Jahren dabei.


„Alejandro ist ein absoluter Fußball-Fachmann und Fanatiker. Er weiß alles über diesen Sport, ist gewissenhaft und zuverlässig. Als Schiedsrichter agiert er immer auf einer Ebene mit den Spielern, ist freundlich, verbindlich, moderat, hat stets ein Lächeln auf den Lippen. Auf dem Feld“, berichtet Michael Grieben, „ist er kein heißblütiger Spanier.“


Alejandro Soldevilla hat es zu Glanzzeiten bis in die Verbandsliga und als Assistent in die Hessenliga geschafft. Als Höhepunkte seiner Karriere nennt er die Freundschaftsspiele Kickers Offenbach gegen Celtic Glasgow und KV Mühlheim gegen Eintracht Frankfurt. „Bei meinem Lieblingsverein OFC im großen Stadion vor großer Kulisse gegen einen großen Gegner – das werde ich nie vergessen“, schwärmt Soldevilla noch immer von der Partie im Sommer 1989 (0:0) als Assistent von Schiedsrichter Robert Stahl.


Wie lange er noch Spiele leiten will? „Solange ich laufen kann und nicht alles aus dem Mittelkreis beurteilen muss. Schiedsrichter zu sein, ist nun einmal mein großes Hobby. Es macht mir Spaß, da zu vermitteln und selbst noch aktiv mit dabei zu sein“, berichtet Soldevilla. Als Aktiver hatte er einst in der Kreisliga A und B für die Sportfreunde Offenbach und Adria Mühlheim gespielt, beide Vereine sind schon längst aus der lokalen Fußball-Landschaft verschwunden.


Und was meint er nun zum „echten“ Länderspiel am Sonntag in Katar? „Deutschland ist meine Heimat, aber mein Herz schlägt für Spanien. Die Spanier lassen besser den Ball laufen als die deutsche Mannschaft, sind technisch stärker, wirken auf mich als das eingespieltere Team. Spanien traue ich durchaus zu, nicht nur dieses wichtige Spiel, sondern das komplette Turnier für sich zu entscheiden“, hatte Soldevilla schon vor dem WM-Auftakt mit Deutschlands 1:2-Niederlage gegen Japan und Spaniens 7:0-Torgala gegen Costa Rica gesagt. Es wäre nach 2010 in Südafrika der zweite WM-Titel für die spanische Nationalmannschaft. Soldevilla tippt nach dem klaren Auftakt dennoch vorsichtig – 2:1 für Spaniens Auswahl gegen Deutschland. Er wird die Partie im „El Centro“ des spanischen Elternvereins Obertshausen verfolgen.

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